Beamte in der Schweiz im Vergleich zu Deutschland

Die deutsche Beamtenkarriere war lange das Traumziel aller jungen Menschen, die in einer sicheren Stellung an Funktion und Erhalt des Staates mitarbeiten wollten. In den letzten Jahrzehnten hat dieses Ziel deutlich an Attraktivität verloren, weil Beamte zunehmend weniger geschätzt wurden und jedem aufmerksamen Menschen schon vor der Pandemie klar war, dass die Verwaltung unseres Staates dringend reformbedürftig ist.

Könnte die Schweiz eine Alternative sein? Sicherer Job in einem gut funktionierenden Staatswesen? Möglicherweise schon, aber leider nicht als Beamter in einem »lebenslang sicheren Job«:

Beamte in der Schweiz

Es gibt Beamte in der Schweiz, einige von ihnen (Armee-Oberauditoren, Bundes-Staatsanwälte) sogar auf einem sicheren Dauerposten.

Ansonsten hat die Beamtenstellung in der Eidgenossenschaft mit halbdirekter Demokratie wenig gemein mit dem deutschen, aus absolutistischer Herrschaft gewachsenen Staatsbeamten-Dienstverhältnis: der Volksstaat lässt seine Verwaltungsaufgaben von Amtsträgern erledigen, die von den Schweizer Volksvertretern gewählt werden, wobei die jeweilige Aufgabe dem Beamten immer nur für eine bestimmte Amtsdauer übertragen wird.

Früher gab es auch in den Schweizer Kantonen eine Reihe von Dauerposten, die den eingangs genannten Ausnahmen für die Eidgenossenschaft als Ganzes ähnelten. Mit dem neuen Bundespersonalgesetz aus dem Jahr 2002 hat die Schweiz diesen Status fast komplett abgeschafft. Das betraf rund 110 000 Staatsbedienstete in der Schweizer Bundesverwaltung, Post und den Bundesbahnen, die seitdem als Angestellte im öffentlichen Dienst arbeiten.

Die verbliebenen Beamten; Staatsanwälte, Richter und Polizisten werden laut Bundespersonalgesetz vom Bundesrat oder einer dem Bundesrat nachgeordneten Amtsstelle, der Bundesversammlung oder einem eidgenössischen Gericht in ihre Posten gewählt. Die Dauer der Amtszeit wird mit Blick auf die Flexibilität der Verwaltung festgelegt, wobei die übliche Amtsdauer von vier Jahren teilweise auf drei Jahre verkürzt wurde. Natürlich werden gut ausgebildete Beamte häufig wieder in einen ähnlichen Posten gewählt, lebenslange Sicherheit stand beim Konzept der Schweizer Staatsverwaltung aber noch nie im Vordergrund und wurde mit dem Volksentscheid vor dem neuen Bundespersonalgesetz von 2002 endgültig abgewählt.

»Gesucht werden …«

Die Arbeit in der Schweiz ist für Deutsche, die bereits im Beamtenstatus arbeiten, auch mit Blick auf die Pensionsansprüche eher schwierig. Viele Details dazu (und zu den Chancen, in der Schweiz in eine Beamtenstellung gewählt zu werden), sind in diesem Forumsbeitrag nachzulesen: www.auswandererforum.de/threads/7629-als-deutscher-beamter-in-die-schweiz.

Wenn ein junger Deutscher noch nicht zum Beamten ernannt wurde und diese Ernennung auch nicht ganz sicher zu erwarten ist, kann die (zeitweise) Arbeits-Auswanderung dennoch eine sehr interessante -Option sein.

So sucht z. B. die Feuerwehr in der Schweiz wie in Deutschland durchtrainierte, agile, belastbare Mitarbeiter. Im Gegensatz zu Deutschland ist die Schweizer Feuerwehr aber zu großen Teilen als Berufsfeuerwehr organisiert. Die Ausbildung zum Schweizer Firefighter; eröffnet außerdem Anstellungschancen in Betriebs- bzw. Werkfeuerwehren, die in der Schweiz vergleichsweise zahlreicher sind als in Deutschland.

Auch eine tolle Idee für alle (ehemaligen) Leistungssportler, weil die Schweizer Berufsfeuerwehr in den letzten Jahren die neue Disziplin Feuerwehrsport entwickelt hat, die nun bereits den fünften Schweizerischen Feuerwehrwettkampf hinter sich hat … Nicht ganz so sportliche Menschen sollten ihre Jobchancen in der Schweiz berufsspezifisch und sehr detailliert erkunden, weil die sicheren Jobs in der Schweiz seit langem weltweit begehrt sind.

Beamtenstatus in Deutschland: Die Aufwertung wird kommen

Wenn Sie als Beamter/Beamtin mit dem Gedanken einer Auswanderung in die Schweiz liebäugeln, wird sich diese Idee bei näherer Information meist als nicht sehr aussichtsreiches Unterfangen erweisen. Österreich wäre die einzige weitere deutschsprachige Option, dort werden Beamten jedoch in ihre Stellung berufen, was neuen Mitbürgern eher selten gelingt.

Wenn keine Auswanderung in ferne Länder geplant ist, bleibt dann »nur« die nach wie vor sichere deutsche Beamten-Karriere. Von der ist allerdings zu erwarten, dass sie demnächst im öffentlichen Ansehen wieder gewaltig steigen wird.

Journalisten vom European Data Journalism Network haben sich gerade eine Untersuchung der Strategie-Abteilung der französischen Regierung ganz genau angesehen, in der die Beamten in Europa nach modernen Kriterien verglichen wurden: www.europeandatajournalism.eu/ger/Nachrichten/Daten-Nachrichten/Beamte-Irrefuehrende-europaeische-Vergleiche.

Deutschland hat aktuell weniger Beamte als jedes andere wirtschaftlich gut entwickelte europäische Land (bis auf Italien), die im europäischen Vergleich auch ziemlich gut bezahlt werden. Schon die einfachste Korrelation (Verhältnis Beamte/Einwohnerzahl) zeigt wie etliche weitere sehr deutlich, dass eine gut funktionierende Gesellschaft geschätzte und vernünftig bezahlte Verwaltungsmitarbeiter braucht. In der Pandemie wurde diese Tatsache der gesamten Gesellschaft so deutlich vor Augen geführt, dass das typische deutsche Beamten-Bashing höchstens noch von Querdenkern zu hören ist. Unsere neue Regierung will die Weichen neu stellen, dazu braucht sie viele fähige junge Beamte.

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